„Bitte mit Deckel, bitte mit Sahne, bitte all inclusive.“ Unser Leben ist voller „mit“ – wir wollen immer mehr, immer weiter. Dieser Blog offenbart, wie reizvoll das „ohne“ sein kann. Nicht immer, aber meistens. Er erzählt von dem, was wir wirklich vermissen. Viel Vergnügen beim Lesen!

Schreiben ohne Angst

Nicht so viel nachdenken

Ohne-Blog Schreiben ohne Angst
Fotos: Katrin Koster

„Bedenke – nicht jeder, der schreiben kann, hat auch etwas zu sagen.“ Mit diesem Satz bin ich aufgewachsen. Und trotzdem Journalistin geworden. Denn das Schreiben ist für mich Lebensglück. Einfach so. Andere komponieren – in beeindruckender Weise – neue Melodien. Ich verwebe Wörter und Gedanken. Heute geht es allerdings nicht um die Sonnenseite dieser Kunst. Wir schauen uns die Schatten an: die Angst, den Stress, den leeren Monitor.

Denn im Leben hat alles zwei Seiten. Mindestens. Das Herz hüpft, wenn es Komplimente für einen Text gibt oder – noch berührender – die porträtierte Person mit Tränen in den Augen sagt, dass sie selbst ihre Geschichte nie so treffend hätte erzählen können.

Doch alle, die liebend gern mit Worten jonglieren, kennen das: Ein Beitrag soll fertig werden und es fließt nicht. Die Sätze holpern, die Bilder hängen schief, der rote Faden ist ausgeblichen. Was jetzt? „Einfach“ loslassen. Sich wegdrehen, angstfrei etwas anderes tun. Ganz schlichte Dinge: die Spülmaschine ausräumen, ’ne Runde durch den Park laufen oder einen lieben Menschen anrufen.

Textpflanzen blühen
Wenn unser Geist mit etwas beschäftigt ist, das nicht im Geringsten mit der eigentlichen Frage zu tun hat, erblüht unter der Oberfläche ein Pflänzchen. Erste Blätter sprießen, die nach und nach das ganze Gerüst tragen. Dann gelingt uns wieder das, was einen guten Text ausmacht. Dann können wir Bilder malen, Emotionen wecken, Fragen stellen oder auch Fakten liefern – und zwar nur die, die die Leserschaft interessieren könnten. Und eben nicht den ganzen Sermon drumherum.

Wen Du gerne schreibst, helfen Dir vielleicht diese drei Gedanken:
1.    Das Wenigste wird so intensiv gelesen wie die Doktorarbeit manch eines politischen Talents. Dabei geht es noch nicht mal ums Formulieren, sondern lediglich um das Finden von Plagiaten. Verglichen damit, haben wir rein gar nichts zu verlieren.
2.    Zitate geben Würze, deshalb zitiere ich einen wichtigen Denkanstoß von meinem Freund Christoph: „Die Menschen haben Vieles schon mal irgendwo gelesen und es gibt immer jemanden, der den Gedanken bereits vor Dir in Worte gefasst hat. Doch Dein Publikum möchte die Idee von Dir hören, von Dir ganz persönlich. Es möchte Deinen Senf.“
3.    Ergo: Nicht so viel nachdenken, lieber unerschrocken loslegen. Die Story so präsentieren, wie man sie auch nach ein, zwei Gläsern Wein (oder Bier) auf einer Party in der Küche zum Besten geben würde.

Nicht nur auf einer Party gilt: Keep it short and simple. Diese KISS-Regel mag ich ebenso wie kurze Blogbeiträge. Oder, um Wolf Schneider zu zitieren, der die ganze Chose wesentlich tiefer durchdrungen hat: „Wenn alles gesagt ist, sollte der Text enden.“

Mehr Inspirationen? Zum Inhaltsverzeichnis des Blogs.