„Bitte mit Deckel, bitte mit Sahne, bitte all inclusive.“ Unser Leben ist voller „mit“ – wir wollen immer mehr, immer weiter. Dieser Blog offenbart, wie reizvoll das „ohne“ sein kann. Nicht immer, aber meistens. Er erzählt von dem, was wir wirklich vermissen. Viel Vergnügen beim Lesen!

Stadt ohne Spatzen

Etwas fehlt

Kaputte Scheiben
Foto: Katrin Koster

„Tschilp, tschilp, tschilp…” Die meisten von uns verbinden diesen Gesang mit dem Eiscafé ihrer Kindheit. Während wir uns unsere Lieblingssorten einverleibten, hüpften die kleinen Gesellen um uns herum. Mit wachen Augen verfolgten sie jede Bewegung: Es könnte sich ja ein Stück der knusprigen Waffel lösen und vor ihrem Schnabel landen.

Und heute? Sind die Eisdielen und Cafés der meisten Großstädte ziemlich ruhig – zumindest, was das Getschilpe angeht. Weltweit soll es zwar noch etwa 1,6 Milliarden Haussperlinge geben, schätzen die Schreibenden auf Wikipedia, doch gehe ihre Population unter allen Vögeln am stärksten zurück. Warum? Es findet sich weniger Nahrung – Insekten aller Art – für die geselligen Vögel, die am liebsten in kleinen Nischen brüten. Und je mehr Fassaden glatt und gedämmt sind, umso weniger Ecken gibt es, wo die Tiere ihre Nester aus getrocknetem Gras, Halmen und Moos bauen können.

Janosch als Spatzenretter
Menschen, die auf dem Land leben, werden sich jetzt vermutlich wundern – denn in ihrer Umgebung sind Sperlinge ein alltäglicher Anblick. In Großstädten mit vielen Neubauten hingegen sensibilisiert die Deutsche Wildtier Stiftung mit ihrer Kampagne „Rettet den Spatz!“ schon die Jüngsten: Kinder lernen mit der Vogelerlebniskiste „Janosch“, was sie tun können. „Wer Nistkästen aufhängt, Vögel richtig füttert oder den Schulhof oder Kita-Garten spatzenfreundlich mit heimischen Pflanzen gestaltet, betreibt aktiv Artenschutz“, schreibt die Stiftung. In der Kiste befinden sich u.a. eine Box mit dem Lieblingsfutter von Spatzen, Bastelvorlagen, eine Spatzenpfeife, Kompasse und Ferngläser. Mittlerweile hängen einige Projekte passende Nistkästen auf, beispielsweise die „Spatzenretter Hamburg“ an Schulen und Kitas.

Wer sich bewusst macht, dass die braun-grauen Tschilptrupps gemütliche Hecken, Kletterpflanzen an Fassaden, Sandbäder und Vogeltränken lieben, kann sein Umfeld spatzenfreundlicher gestalten. Denn nicht nur Spatzen brauchen Mut, sich frech die Waffel zu schnappen, auch uns hilft manchmal ein Denkanstoß, um die Begleiter unserer Kindheit zu schützen und in die Städte zurückzuholen.

Mehr Inspirationen? Zum Inhaltsverzeichnis des Blogs.